Chobe Bag aus kuschligem Cord

Wer die Wahl hat, hat die Qual – so ging es auch mir bei der Wahl eines Schnittmusters für eine weitere Tasche. Schlussendlich habe ich mich für die Chobe-Bag von Ellepuls entschieden. Nicht nur, weil mich die knautschig- knufflige Form angesprochen hat, sondern auch, weil ich etwas Neues lernen wollte:

  • eine Tasche mit innenliegendem Reißverschluss
  • mit einem selbst hergestelltem Henkel
  • und mit einem separat eingesetztem, runden Boden

Der Stoff

Irgendwann, es muss Jaaaahre her sein, hatte ich schon einmal eine Nähphase. Aus dieser Zeit stammte noch ein ordentlich großes Stück von grauem Cord. Ursprünglich sollte daraus mal eine Hose für meinen Sohn werden. Dazu ist es nur leider (oder zum Glück) 🙂 nicht gekommen. Den Cord habe ich gewaschen, danach hatte er wunderschöne Knitterfalten, so richtig schön shabbychic. Cord gehört defintiv zu meinen Lieblingsstoffen.

Grauer Cord für den Außenstoff

Und dann hatte ich noch etwas bunten Baumwollstoff, der auch schon seit ca. einem Jahr auf seine neue Bestimmung wartete. Ich finde das Innenleben der Taschen, speziell das Futter, ganz besonders wichtig. Es ist einfach so schön und wertschätzend, wenn man die Tasche aufmacht und einem dann ein schönes Muster entgegenstrahlt.

Bunter Stoff für das Innenfutter

Damit standen drei Farben für das Design fest: Grau – Rot – Mint. Grau und Mint ist zur Zeit schon sehr trendig, Grau und Rot haben jedoch einen stärkeren Kontrast. So habe ich mich für alle weiteren Teile für Rot entschieden.

Es ist schon wichtig, dass man sich, bevor man anfängt, ein paar Gedanken über die Zusammenstellung der Materialien und Farben macht. Eine Arbeit, die mir immer besonders viel Spaß macht, aber auch mal wieder die Bestätigung, dass es sich eher mal nicht lohnt, Stoffe auf Vorrat zu kaufen. Aber den Angeboten zu widerstehen ist ja manchmal soooo schwer !!

Man kann Glück haben und für ein Projekt zufällig das Passende im Schrank haben, aber das ist, meiner Erfahrung nach, die Ausnahme. Und so passt das Rot des Stöffchens, was eher mal in Richtung Koralle geht, für das Innenfutter nicht ganz zu dem Rot des Leders für den Boden, den Henkel und den Reißverschluss. Außerdem: Weniger ist manchmal mehr, im Nachhinein, so dachte ich dann, hätte ein einfacher roter Stoff als Innenfutter, sehr edel gewirkt und einen schönen Kontrast zum Vinrage-Look des Cords gemacht. Hätte, hätte, Fahrradkette.

Der innenliegende Reißverschluss

… war eine Herausforderung. Ich gebe zu, dass ich zwischendrin geflucht habe wie ein Kesselflicker. Wer näht braucht eine gute, räumliche Vorstellungskraft und muss die Teile im Kopf drehen können. Daher hier eine kleine Hilfe, wie es leichter geht und zwar mit einem Schnitt:

Querschnitt durch die fertige Tasche
Reißverschlussanfang

Aufgesetzte Tasche mit Reißverschluss

Der graue Cord ist eine homogene Fläche und kam mir dann doch etwas langweilig vor. Deshalb habe ich mir, statt der Streifen, eine aufgesetzte Tasche mit Reißverschluss ausgedacht. Passend zur Farbgebung der Tasche in Rot.

Grau Tasche mit rotem Reißverschluss an einer aufgesetzten Außentasche

Das Innenfutter

Chobe bag mit buntem Innenfutter

Das Innenfutter habe ich mit einer aufbügelbaren Einlage H630 verstärkt und damit zum einen stabilisiert und zum anderen schön weich und griffig gemacht.

Innentasche

Eine Innentasche darf nicht fehlen.

Während es mir anfangs noch ziemlich schwer vorkam, nähe ich heute innenliegende Reißverschlüsse schon richtig gerne ein.

Der Riemen / Henkel

Den roten Riemen habe ich nach Anleitung mit der Hand genäht, dabei jedoch ein Juteseil verwendet, weil ich der Ansicht bin, dass man Kunststoffe vermeiden sollte, wo es geht. Er ist auch ein bisschen länger als im Schnittmuster vorgesehen und das war auch gut so. So kann ich die Tasche bequem über der Schulter tragen.

Um die Enden des Juteseils daran zu hindern, dass sie sich aufspleißen, muss man sie „takeln“. Takeln ist eine spezielle Technik, bei der man zuerst eine Schlaufe auf das Seilende legt und dann ein reißfestes Band darum wickelt. Am Ende kann man die Schlaufe nach innen unter die Windungen ziehen. Dann ist alles fest. Ein Video dazu gibt es hier.

Der Boden

Den Boden einzunähen ist auch kein ganz so leichtes Unterfangen. Es gehört etwas Geschicklichkeit dazu und absolut genaues Zuschneiden. Mir ist es leider nicht ganz gelungen den Boden gänzlich ohne Falten einzunähen. Das liegt am Stofftransport. Beim nächsten Mal werde ich versuchen den Oberstofftranporteur einzusetzen, ich bin aber ehrlich gesagt etwas skeptisch, ob das gelingen wird, denn diese Baustelle ist beengt und knifflig.

Ich mag ja dekorative Nähte. Beim Boden habe ich den Dreifach-Geradstich verwendet, einer meiner Lieblingsstiche.

Die Schnallen

sind bei meiner Tasche Ringe, die sich öffnen lassen. Und weil in Foren und Gruppen öfters mal nach Nietenwerkzeugen gefragt wird, hier eine Alternative zu Zangen ( die meiner Ansicht nach nichts taugen) und professionellen Nietpressen.

Schnalle mit Schnappverschluss-Ring
Werkzeugkasten für Nieten

Es gibt Kästen zu bestellen, in denen sowohl eine Auswahl an Nieten enthalten ist, als auch das passende Werkzeug zum Einschlagen. Mit dem schmalen Stift im Vordergrund schlägt man zuerst das Loch, dann steckt man die beiden Nietenteile zusammen durch das Loch hindurch und hämmert mit dem größeren Stift (enthält eine passende Mulde) beide Teile zusammen. Macht ein bisschen Krach, funktioniert für mich jedoch wunderbar und nebenbei habe ich einen schönen, aufgeräumten Kasten.

So, das war’s mit der Chobe Bag. Ein schönes Schnittmuster, meiner Einschätzung nach, aber nichts für blutige Anfänger. Ich werde sie definitiv nochmal nähen um mich an dem eingenähten Reißverschluss zu üben.

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